Vor dem Bau des Flughafens war Kloten ein unbedeutendes Bauerndorf mit knapp 3000 Einwohnenden und einem Waffenplatz der Artillerie. Die Geschütze wurden auf dem Holberg in Stellung gebracht, dort wo heute die Radaranlagen der Flugsicherung stehen. Das ausgedehnte Sumpfgebiet, dort wo sich heute das Pistenkreuz befindet, eignete sich ausgezeichnet als Zielgelände. Viel Wertschöpfung generierte die Armee damals allerdings nicht.

Mit der Eröffnung des Flughafens im Jahr 1948 setzte eine ungeahnte Entwicklung ein. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich innerhalb von 5 Jahren und bereits 1961 wurde Kloten zur Stadt erklärt, weil die Bevölkerungszahl die Grösse von 10'000 Einwohnenden überschritten hat. Die Entwicklung setzte sich fort. Die Zahl der Arbeitsplätze wuchs stärker als die Einwohnerzahl. Heute haben wir beinahe doppelt so viele Personen, welche in Kloten arbeiten als solche, die hier wohnen. Wegen der Auflagen aufgrund der Fluglärmbelastung können wir nicht alle Wohngebiete frei entwickeln. Zudem schränkt der Sicherheitszonenplan unsere Gebäudehöhen ein. Hochhäuser, wie z.B. in Dübendorf, können in Kloten nicht gebaut werden. Dies führt zu einem Nachfrageüberhang nach Wohnraum, verbunden mit starken Mietzinserhöhungen. Man will in der Nähe der Arbeitsplätze wohnen und blendet allfällige Nachteile durch den Fluglärm aus.

Fluglärm habe ich vor allem in meiner Kind- und Jugendzeit erlebt. Die ersten Düsenjets liessen die Holzfenster dermassen erzittern, dass die damals noch üblichen Kittfugen alle paar Jahre ersetzt werden mussten. Da haben wir heute doch ganz anständige Verhältnisse, trotz einer Vervielfachung des Verkehrsaufkommens. Dies dank den Techniken im Fensterbau, aber hauptsächlich bei den Triebwerken. Auch die vor Jahren eingeführten längeren Sperrzeiten in der Nacht sind für die Bevölkerung eine Wohltat. Für Forderungen nach weiteren Einschränkungen habe ich allerdings kein Verständnis. Die Zitrone darf nun nicht mehr weiter ausgepresst werden. Die Bemühungen zur Einhaltung der Pünktlichkeit und insbesondere zur Reduktion der Ausnahmebewilligungen für verspätete An- und Abflüge müssen aber weiter intensiviert werden.

Kloten hat schweizweit den grössten Anteil an Steuereinnahmen von juristischen Personen. Davon stammen rund 70 % aus dem Flughafenumfeld, wie der Flughafen Zürich AG, dem Home Carrier SWISS und vielen weiteren flugnahen Betrieben. Zahlreiche KMU in Kloten und der Region profitieren zudem vom Auftragspotenzial des Flughafens. Das branchenmässige Klumpenrisiko habe ich beim Swissair Grounding im 2001 und rund 20 Jahre später bei der Coronapandemie hautnah erlebt. Aufgrund dieser Erfahrungen ist es mir ein grosses Anliegen, dass der Flughafen auch in Zukunft Rahmenbedingungen vorfindet, welche ihm ermöglichen, sich zu entwickeln und wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dies zum Vorteil von Kloten, der Region und des ganzen Landes.

René Huber
Stadtpräsident Kloten

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