Wichtige Messdaten und eine enge Zusammenarbeit
Für einen Handling Stopp müssen bestimmte Wetterbedingungen erfüllt sein. Um die wichtigen Informationen und Wetterdaten zu erhalten, arbeitet der Flughafen Zürich eng mit dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie «MeteoSchweiz» zusammen. Für eine zuverlässige Überwachung nutzt der Wetterdienst Bodenmessungen, Radar- und Satellitendaten sowie Blitzdaten. MeteoSchweiz erklärt das Vorgehen wie folgt: Wenn am Flughafen Zürich in einem Umkreis von acht Kilometern in den nächsten 30 Minuten Blitze zu erwarten sind, wird eine Warnung herausgegeben. Dabei werden zwei Stufen unterschieden: vereinzelte Blitze (einzelne, wenig aktive Gewitterzellen) und verbreitete Blitze (aktive Gewitterzellen). Sobald im Umkreis von fünf Kilometern um den Flughafen Luft-Boden-Blitze registriert werden, wird ein Abfertigungs- und Betankungsstopp angeordnet. Diese Entscheidung obliegt dem diensthabenden Airport Manager im Duty Office der Airport Authority (die Flugplatzleiter:innen im Tagesbetrieb).1 von 1
Alarm ausgelöst – und jetzt?
Nach Auslösung des Alarms müssen die Arbeiten im Freien so schnell wie möglich eingestellt werden und die Mitarbeitenden auf dem Vorfeld müssen Schutz suchen. Durch eine bereits angedockte Fluggastbrücke können jedoch weiterhin Passagiere ein- und aussteigen und Flugzeuge dürfen starten sowie landen. Auf den Standplätzen finden aber keine Abfertigungen mehr statt. Das heisst: Keine Betankung, keine Be- und Entladung mit Fracht oder Catering und auch kein Pushback – also Zurückstossen – der Flugzeuge. Während des Handling Stopps führen Mitarbeitende der Airport Authority, der Bausicherheit und von Apron Service Kontrollfahrten auf dem Vorfeld durch, um sicherzustellen, dass alle Personen ausser Gefahr sind. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass Passagiere in Passagierbussen oder Flugzeugen ausharren müssen, bis das Gewitter vorübergezogen ist. Der Handling Stopp wird beendet, sobald keine Luft-Boden-Blitzeinschläge im erwähnten Umkreis mehr festgestellt werden können. Die Mitarbeitenden können ab diesem Zeitpunkt ihre Arbeit wieder aufnehmen.
Eine effiziente Kommunikation ist wichtig
MeteoSchweiz überwacht das Wetter rund um die Uhr und die Flugwettermeteorologin oder der Flugwettermeteorologe ist im ständigen Austausch mit dem Tower und der Airport Authority. Kommt eine Gewitterzelle auf den Flughafen zu, informiert MeteoSchweiz so schnell wie möglich. Auch wenn sich ein Schauer bildet, der noch nicht blitzt, aber das Potenzial hat, sich zu verstärken, wird bereits telefonisch vorgewarnt. Nun gilt es, diese Informationen so schnell wie möglich weiterzugeben - nicht nur an die eigenen Mitarbeitenden, sondern auch an die verschiedenen Partnerfirmen, die am Flughafen Zürich tätig sind. Diese wiederum informieren ihre Mitarbeitenden auf dem Vorfeld. Der „Alarmstern“, das Alarmierungssystem des Flughafens, stellt die Kommunikation zwischen allen Beteiligten sicher. An den Alarmstern sind mehrere Empfänger wie Mobiltelefone und Handhelds angeschlossen. Zusätzlich leuchten auf dem gesamten Vorfeld Blitzwarnlampen. Diese blinken während der Warnung gelb, bei einem Handling Stopp rot. Auch auf Anzeigetafeln, an Toren und an Tankstellen werden die aktiven Alarme angezeigt.1 von 1
Nicht immer berechenbar
Gemäss MeteoSchweiz treten Gewitter vor allem im Sommerhalbjahr auf. Wie früh ein Gewitter vorhergesagt werden kann, hängt von der Wetterlage ab. Oft kann man schon einige Tage im Voraus sagen, ob in einer Region Gewitter zu erwarten sind oder nicht. Unsicherheiten bestehen jedoch bis zum Eintreffen des Gewitters. Ob eine Gewitterzelle genau über den Flughafen zieht oder ein paar Kilometer weiter, lässt sich kaum oder nur sehr kurzfristig vorhersagen, oft weniger als eine halbe Stunde im Voraus.Blitzeinschlag in der Luft
Ist es gefährlich, wenn ein Blitz während des Fluges in ein Flugzeug einschlägt? Die Antwort der Swiss International Air Lines lautet: Nein. Das Flugzeug ist wie das Auto ein „Faradayscher Käfig“. Das heisst, die Energie wird von der Flugzeughülle aufgenommen und wieder abgegeben. Wer drinnen sitzt, ist sicher - und das Flugzeug kann ohne Probleme weiterfliegen. Gewisse elektronische Geräte im Cockpit reagieren jedoch empfindlich auf diese Spannungsspitzen, weshalb jedes System aus Sicherheitsgründen drei- bis vierfach ausgeführt ist. Mit blossem Auge erkennbar sind die an den Flügelspitzen und am Heck verteilten „Static Discharger“. Das sind Vorrichtungen, welche die während des Fluges durch Reibung ständig entstehende Energie an die Luft abgeben. Auch diese Elemente schützen vor einem Blitz.Obwohl ein Blitzschlag also zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr darstellt, wird zurück am Boden eine technische Inspektion durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Flugzeug keinen Schaden genommen hat.
Titelbild: Sales Wick