Die besondere Fahrschule
Die Gesamtverantwortung für die Ausbildung liegt bei der Ramp Safety der Flughafen Zürich AG. Sie bilden selber Fahrschülerinnen und Fahrschüler aus und beaufsichtigen die ca. 100 Fremdinstruktorinnen und Fremdinstruktoren bei den Partnerfirmen. Diese haben bisher für ihr eigenes Personal auch die Prüfungen durchgeführt. Mit der Reorganisation unter dem Namen «Fahrausbildung 2.0» wird sich das ändern. Künftig sollen die Fahrprüfungen ausschliesslich von der Ramp Safety abgenommen werden. Gesamthaft werden so ungefähr 1'200 Prüfungen jährlich durchgeführt.
In der Fahrschule werden die Auszubildenden gezielt auf die komplexe Umgebung vorbereitet. Jürg Umbricht ist seit 2023 Ramp Safety Officer und einer der Instruktoren und Assessoren. In dieser Rolle gibt er Fahrunterricht und nimmt Prüfungen der Fahrschülerinnen und Fahrschüler ab.
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Bevor sich aber jemand hinters Lenkrad setzen kann, gilt es zuerst, eine Theorieprüfung zu absolvieren und die besonderen Begebenheiten auf dem Vorfeld in der praktischen Fahrausbildung kennenzulernen. Die Theorie wird im Rahmen eines rund einstündigen E-Learnings vermittelt. Im Anschluss müssen die Schülerinnen und Schüler eine Theorieprüfung absolvieren. Wer diese besteht, kann mit der praktischen Fahrausbildung bei Ramp Safety starten. Diese dauert zweieinhalb Stunden und gestaltet sich individuell – je nachdem, wo der oder die Flughafenmitarbeitende im Alltag tätig ist. Die wichtigste Lektion gilt aber für alle: Flugzeuge haben immer Vortritt.
«Die praktische Fahrausbildung mag vielleicht als kurz erscheinen. Aber die Grundregeln basieren auf dem Strassenverkehrsgesetz, und das kennen ja die Lernfahrenden bereits», erklärt Jürg. Hinzu kommen lediglich die Sonderregelungen für den Flughafenverkehr.
Eine von Jürgs Fahrschülerinnen ist Simone Wagner. Sie arbeitet im Bereich Visitor Services & Events bei der Flughafen Zürich AG und hat vor kurzem ihre Fahrausbildung bei Jürg absolviert. Simone erinnert sich: «Bei meiner Ausbildung ging alles sehr zügig und es dauerte kompakte vier Tage von der Theorieprüfung bis zur praktischen Fahrprüfung.» Simone musste sich erst an das neue Umfeld gewöhnen: «Man muss immer vorausschauen und auf der Hut sein. Natürlich ist man auch auf den normalen Strassen auf mögliche Szenarien vorbereitet. Aber ich finde, am Flughafen muss ich einfach noch gegenwärtiger und präsenter sein. Es gibt viele Risiken, an die man immer denken muss. Und wenn ein Flugzeug an einem vorbeirollt, kann das schon einschüchternd sein. Aber das Fahrtraining bei Ramp Safety bereitet optimal auf die Umgebung vor und es macht Spass, mit dem Auto auf dem Vorfeld unterwegs zu sein.»
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Berechtigung je nach Tätigkeit
Auf dem Flughafen gibt es drei verschiedene Fahrberechtigungen: Die Fahrberechtigung «Vorfeld» beinhaltet das Befahren der offenen Standflächen und der drei Docks A, B und E, sowie sämtliche Fahrstrassen auf dem Flughafenareal. Mit der Berechtigung «Rollweg» darf man, wie es der Name schon sagt, zusätzlich auf den Rollwegen fahren. Also dort, wo die Flugzeuge unterwegs sind, bevor sie auf die Startbahn rollen – das betrifft zum Beispiel die Pushback-Fahrer:innen. Die Berechtigung «Funk» ist für alle, die direkt auf der Piste fahren oder diese kreuzen müssen, hierzu gehören die Einsatzfahrzeuge der Blaulichtorganisationen Kantonspolizei und Schutz & Rettung oder diejenigen von Airport Authority, der operationellen Flugplatzaufsicht. Auch gewisse Unterhaltsfahrzeuge sind manchmal auf oder entlang der Pisten unterwegs. Diese Ausbildung dauert einiges länger und wird nicht von Ramp Safety, sondern von der Airport Authority selbst angeboten.Simone erklärt, welche beruflichen Umstände zu ihrem Antrag auf eine Fahrberechtigung geführt haben: «Für die Veranstaltungen am Flughafen müssen wir die Lieferanten, zum Beispiel fürs Catering oder die Licht- und Tontechnik, begleiten. Und da unsere Events auch auf der Luftseite stattfinden, ist es für mich wichtig, dort fahren zu können», so Simone.
Farben und Fahrverhalten auf der Luftseite
Auf dem Flughafen Zürich sind drei Bodenmarkierungsfarben für die Fahrzeuglenker:innen besonders wichtig. Weisse Bodenmarkierungen werden für Fahrstrassen, Sperrflächen, Fussgängerstreifen und Parkflächen verwendet. Gelbe Bodenmarkierungen kennzeichnen Rollwege und Einrolllinien auf Flugzeugstandfläche. Und die roten Bodenmarkierungen stehen für Flugzeugstandplätze und deren Sperrflächen. Darüber hinaus gelten verschiedene Prioritäten bei der Vortrittsreihenfolge: Ein Luftfahrzeug hat immer Vortritt. Gewisse Abstände vor und hinter Flugzeugen müssen eingehalten werden und es gibt Regeln, wie man sich beim Ausrollen eines Flugzeugs oder beim Pushback zu verhalten hat.1 von 2
Andere Flughäfen, andere Vorschriften
Alle Regeln, die sich auf Luftfahrzeuge beziehen, werden flughafenspezifisch festgelegt. Dazu gehören die Mindestabstände zu rollenden oder geschleppten Luftfahrzeugen, Regeln für die Organisation der Abstellpositionen und Fahrverbote auf Bewegungsflächen wie Rollwegen und Pisten. Dies sind Vorgaben der EASA – der Europäischen Agentur für Flugsicherheit – die dann in der Bodenverkehrsordnung zusammengefasst werden. Diese können sich von Flughafen zu Flughafen unterscheiden, ebenso wie die gesamte Infrastruktur. Auch am Flughafen Zürich ist nicht jedes Dock gleich – dementsprechend gibt es je nach Standort unterschiedliche Vorschriften zu beachten.Im Video gibt dir Jürg einen Einblick in eine Fahrstunde und verrät weitere spannende Fakten zum Thema Fahrausbildung am Flughafen.