Im Oktober 1977 wurde die feuerrote Eisenplastik «Sisyphus» des Berner Bildhauers Bernhard Luginbühl auf der Zuschauerterrasse B feierlich eingeweiht. Arthur Tobler, Leiter Architektur und Projekte des Flughafens Zürich, erklärt das Werk: «Der Künstler interpretierte die Geschichte des Königs von Korinth, der die Götter verärgerte und zur Strafe einen grossen Steinbrocken immer wieder einen Berg hinaufrollen musste, auf seine Art und Weise.»

Von 1977 bis 2000 war der «Sisyphus» neben den Swissair-Flugzeugen eine besondere Sehenswürdigkeit auf der Zuschauerterrasse B.

Sisyphus

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Griechische Mythologie am Tor zur Welt

Mit einer stattlichen Grösse von zwölf Metern Länge, viereinhalb Metern Breite und sechs Metern Höhe war der «Sisyphus» vom ehemaligen Restaurant «Brasserie» aus definitiv nicht zu übersehen. Eine motorbetriebene Mechanik neigte die Konstruktion und liess einen kugelrunden Felsen aus Chromnickelstahl, der auch als Erdball interpretiert wurde, rollen. Kaum hatte dieser den höchsten Punkt und damit das Ende der Bahn erreicht, kullerte er wieder in die entgegengesetzte Richtung. Gemäss dem griechischen Dichter Homer wiederholt sich dieser Vorgang für immer und ewig.

Verschiedene Standorte

Mit Beginn der Bauarbeiten des Airside Centers fehlte der Platz auf der Zuschauerterrasse. Daher wurde das Werk vor das Operations Center 1 im Frachtbereich verlegt, in dem sich die Crews der Airlines vor den Flügen einfinden. Die Kugel musste zu diesem Zeitpunkt aus Sicherheitsgründen stillgelegt werden. Dem «Sisyphus» war damit quasi seine «Strafe» erlassen. Mit dem Beginn der Bauarbeiten in der Zone A zur Entwicklung der Gepäcksortieranlage 2017 war der tragische Held erneut zum Umzug gezwungen. Nun verschlug es ihn zur Zwischenlagerung hinter das Rega-Gebäude auf ein leeres Parkfeld bei der Panzerpiste. Arthur meint zu den mehrfachen Standortwechseln: «Der Flughafen Zürich ist ein Ort, der als ständige Baustelle stets in Bewegung ist, genau wie die Kugel des «Sisyphus». Daher verschoben sich die Ausstellungsorte laufend.»

Die «Sisyphusarbeit» geht weiter

Anfang dieses Jahres nahm dann die bewegte Geschichte des «Sisyphus» eine weitere Wendung. Ende März wurde die ikonische Schöpfung zerlegt in drei Teile ins aargauische Fisibach transportiert. Seit der Einweihung Mitte Juli thront sie prominent vor dem Baggermuseum Ebianum. Der Motor musste revidiert werden, damit die über 700 Kilogramm schwere Kugel, welche ursprünglich zu den Öffnungszeiten der Zuschauerterrasse in Bewegung war, wieder losrollen konnte.

Der «Sisyphus» schmückte den Frachtbereich vor dem Operations Center 1 von 2000 bis 2017.

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Der Kreis schliesst sich

«Es freut uns sehr, dass wir diese Möglichkeit gefunden haben, den «Sisyphus» der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Vom Rheinveloweg oder von der Strasse ist er gut zu sehen und für alle Besucher:innen ein Highlight», so Arthur Tobler. Die Skulptur bleibt im Besitz der Flughafen Zürich AG. Als Leihgabe für zehn Jahre wird sie nun Fisibach schmücken und zu ausgewählten Zeiten ganz im Sinne ihres Urhebers wieder rollen. Arthur stellt begeistert fest: «Wenn man in einem Flugzeug rechts am Fenster sitzt, kann man im Landeanflug auf Piste 14 den «Sisyphus» sogar bei der Arbeit beobachten.»

Seit Juli 2023 rollt der «Sisyphus» wieder – im Baggermuseum Ebianum in Fisibach. Auf dem Foto: Arthur Tobler (Mitte) mit den Gebrüder Heinz (links) und Hansruedi Eberhard.

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