Der Flugverkehr am Flughafen Zürich darf zwischen 06.00 und 23.30 Uhr abgewickelt werden. Das ergibt sich aus dem Objektblatt des Sachplans Verkehr, Teil Infrastruktur Luftfahrt für den Flughafen Zürich sowie aus dem genehmigten Betriebsreglement. Geplant werden dürfen Starts allerdings nur bis 22.45 Uhr, Landungen bis 22.55 Uhr. Der Zeitraum zwischen 23.00 und 23.30 Uhr ist ausschliesslich für verspätete Starts und Landungen vorgesehen; diese sind ohne besondere Bewilligung zugelassen – der sogenannte «bewilligungsfreie Verspätungsabbau».
Das engste Korsett im europäischen Vergleich
Ein Vergleich mit den Betriebszeiten der Drehkreuze der Lufthansa-Gruppe zeigt: mit Ausnahme des Flughafens Frankfurt haben alle Flughäfen mindestens vier Stunden längere «normale Betriebszeiten» als der Flughafen Zürich. Damit sind Zeiten gemeint, in denen ohne Kapazitätseinschränkungen geflogen werden kann. Dazu kommt: alle vergleichbaren Flughäfen verfügen über mindestens 2 Parallelpisten, während der Flughafen Zürich mit sich kreuzenden Pisten und komplexen An- und Abflugwegen operiert. Dieses System schränkt die Anzahl Flugbewegungen pro Stunde zusätzlich ein.
Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn nur europäische Flughäfen mit ähnlichen Flugbewegungen und Passagierzahlen verglichen werden. Der Flughafen Zürich ist am ehesten mit Kopenhagen, Mailand und Wien vergleichbar. An allen drei Standorten existiert kein striktes Nachtflugverbot und Flüge können in einem 24-Stunden-Betrieb geplant werden. In Mailand und Kopenhagen sind in den Nachtstunden gewisse Flugzeugtypen nicht erlaubt – in Wien sind die Flugbewegungen zwischen 23.30 und 05.30 Uhr auf 4’700 pro Jahr limitiert. Dagegen sind in Zürich Starts und Landungen in der Zeit zwischen 23.30 bis 06.00 Uhr grundsätzlich untersagt. Zudem gelten für gewisse Zeiten am Morgen und am Abend betriebliche Einschränkungen der Kapazität. Damit weist der Flughafen Zürich das engste Korsett im Vergleich zu anderen Flughäfen in Europa auf.
1 von 1
Wettbewerb der Flughäfen
Als einziges interkontinentales Luftverkehrsdrehkreuz bindet der Flughafen Zürich die Schweiz an die wichtigsten Metropolen der Welt an. Allerdings stehen Flughäfen bei der Gewährleistung eines attraktiven Streckennetzes mit anderen umliegenden Flughäfen im Wettbewerb. Der Flughafen Zürich ist daher auf gute Rahmenbedingungen angewiesen, um möglichst viele Direktverbindungen anbieten und den Bundesauftrag erfüllen zu können. Dazu gehören konkurrenzfähige Betriebszeiten, stabile An- und Abflugkonzepte und eine leistungsfähige Infrastruktur.
Langstreckenverbindungen gefährdet
Bei den Flugplänen sind die Flugdauer sowie die Zeitverschiebung zu berücksichtigen. Dies ist mit den bereits heute eingeschränkten Betriebszeiten in Zürich anspruchsvoll. Trotz dieser Fakten werden Stimmen laut, die die Betriebszeiten am Flughafen Zürich weiter einschränken möchten. Damit wird die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz und die hervorragende Anbindung an die Welt fahrlässig aufs Spiel gesetzt. Bereits in den letzten 20 Jahren wurden die Betriebszeiten schrittweise um insgesamt zwei Stunden verkürzt. Werden die Betriebszeiten weiter eingeschränkt, fallen wichtige Verbindungen nach Südamerika, Südafrika und Asien weg. Weil die Rentabilität einiger Flugzeuge nicht mehr gegeben wäre, würden auch weitere Mittel- und Langstreckenverbindungen am Mittag wegfallen. Das Resultat: Die Schweiz wäre deutlich weniger gut an die Welt angebunden – mit negativen Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Tourismus. Umso wichtiger ist, zu den aktuellen Betriebszeiten von 06.00 bis 23.30 Uhr Sorge zu tragen, um die Anbindung der Schweiz an die Welt auch in Zukunft zu gewährleisten.
1 von 1
Keine Story mehr verpassen?