Thai Baht, Yen, US Dollar – wo auch immer die Reise hinführt, viele Passagiere kommen in die Schweiz zurück und haben Restgeld, das sie am Flughafen Zürich in die Spendenherzen werfen. Diese Behältnisse aus Plexiglas sind an verschiedenen Standorten platziert und laden ein, die übriggebliebene Fremdwährung für einen guten Zweck zu “entsorgen.” Zwischen 150'000 und 250'000 Franken kommen so jährlich zusammen. Aber nur dank eines neunköpfigen Teams ehemaliger Swissair-Mitarbeitenden werden aus den fremden Münzen und Noten auch Spendengelder für die SOS-Kinderdörfer, den WWF und das Schweizerische Rote Kreuz des Kantons Zürich.

Eine Herzensangelegenheit

Doch wie kam es zu den Spendenherzen am Flughafen? Die Geschichte führt zurück in die Ära der Swissair. Bereits 1965 entstand die Kinderstiftung des Swissair-Personals. Viele Jahre amtete der heute 79-jährige Karl Laasner als Vize-Präsident der Stiftung und war selbst über 40 Jahre bei der Swissair tätig – zuletzt im Produkte-Management, wo er unter anderem zuständig war für die Spenden der Passagiere an Bord und am Boden. Gemeinsam mit ehemaligen Swissair-Kolleg:innen gründete er ein passioniertes Freiwilligen-Team, das sich seit über 23 Jahren auch um die Spenden am Flughafen Zürich kümmert. 

«Es ist eine sehr erfüllende und spannende Aufgabe, weil wir dazu beitragen können, dass mit den uns anvertrauten Spenden in der Schweiz und auf der ganzen Welt, Projekte und Menschen, insbesondere Kinder, unterstützt werden. Das hilft die Lebensqualität sehr, sehr Vieler zu verbessern», so Laasner.

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In den Gebäuden am Flughafen Zürich stehen insgesamt elf Spendenherzen. Je eines im Check-in 1 und 2. Auf der Luftseite, wo man nur mit gültigem Flugticket hinkommt, stehen neun weitere in den Docks A, B und E. In die Herzen können alle Münzen und Noten uneingeschränkt eingeworfen werden. «Auch Münzen und Währungen, die es nicht mehr gibt oder die nicht mehr gültig sind, nehmen wir gerne entgegen. Ein Experte in unserem Team findet immer wieder Interessantes, welches sich im Internet an Sammler:innen verkaufen lässt», so Laasner.

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«Vor allem die Herzen landseitig werden gerne auch von Nicht-Passagieren benützt. Es sind die Herzen mit den mit Abstand grössten Gewichten», weiss Laasner. Die Arbeit von ihm und seinem Team ist aufwendig, erfordert viel Herzblut und gute Kontakte, denn hiesige Banken nehmen grundsätzlich keine Fremdwährungsmünzen an. Das Team hat deshalb andere Wege gefunden, die Münzen in Schweizer Franken umzuwandeln. 

Ins Ausland bringen, verkaufen, handeln

Ein Teil der Münzen wird nach Deutschland oder Bregenz zum Umtauschen gebracht. Schwieriger wird es bei exotischeren Münzen wie dem Yen, den kanadischen Dollars oder dem Thai Baht. Für diese hat sich das freiwillige Team ein Netzwerk aufgebaut, welches ihnen diese abkauft. «Die recht grosse Menge von Münzen mit extrem wenig Wert, wie US Cents, Canada Cents oder UK Pence verkaufen wir als Kilo-Ware an einen Sammler», so Laasner. Alle anderen Währungen gehen an eine Firma in Deutschland, welche ein- bis zweimal pro Jahr jeweils etwa 600 – 800 Kilogramm Münzen abholt und vergütet.

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Einen Teil der eingeworfenen Noten kann das Team direkt bei einer Bank am Flughafen Zürich einzahlen. Die Bank nimmt ca. 40 Währungen an. Das Team scheut jedoch keinen Aufwand. Landen Noten in den Spendenherzen, die von der Bank nicht angenommen werden, aber in den entsprechenden Ländern noch gültig sind (z.B. Indien, Thailand, Singapore, Kanada, Oman, Kroatien oder Serbien), verkaufen sie diese ebenfalls weiter in ihrem Netzwerk oder schicken sie an die jeweiligen Nationalbanken. «In gewisse Länder, wo die SOS-Kinderdörfer vertreten sind, schicken wir die Noten via den SOS-Geschäftssitz in Bern», erklärt Laasner und bekräftigt: «Es wird nichts weggeworfen.»

Aus seinen letzten 23 Jahren könnte Laasner noch viel mehr erzählen, denn es landet lange nicht nur Geld in den Herzen: «Einmal fanden wir einen Ehering in einem Herz. Ein anderes Mal einen Goldzahn», so Laasner. Langweilig wird es ihm nie und es entstehen immer wieder neue Herausforderungen. Deshalb freue er sich jedes Mal, wenn er sich zwei-wöchentlich mit seinem Team zum Münzen sortieren trifft und damit etwas Gutes für Hilfsbedürftige tun kann.

Im November 2023 hat die Sendung «Espresso» von SRF das Spendenherzen-Team besucht:

Aufgrund des Beitrags ist Karl Laasner nun übrigens auch an eine Note aus St. Helena gekommen. Eine ehemalige Swissair-Mitarbeiterin, die den Beitrag gehört hat, konnte ihm eine organisieren.