Der Bundesrat definiert den Flughafen Zürich als internationales Drehkreuz. Für ein leistungsfähiges Drehkreuz mit Direktflügen zu interkontinentalen Destinationen ist ein solides Kurzstreckennetz unerlässlich. Nur so kann die globale Anbindung der Schweiz sichergestellt werden.
Der Hauptbahnhof Zürich mit den SBB und der Flughafen Zürich mit der SWISS haben viele Gemeinsamkeiten. Beide Infrastrukturanlagen sind für eine Spitzenkapazität zu den Hauptverkehrszeiten ausgelegt und beide Verkehrsunternehmen funktionieren nach einem Taktfahrplan. Während im Schienenverkehr ein viertel-, halb- oder stündlicher Fahrplan eingehalten werden muss, weisen die Flugpläne in der Luftfahrt einen grösseren zeitlichen Abstand auf. Hier spricht man von Wellen. An- und Abflüge der SWISS sind in insgesamt sechs Wellen organisiert, um möglichst kurze Umsteige- und attraktive Abflugzeiten garantieren zu können.
Komplexes und fein abgestimmtes System
Ein Luftverkehrsdrehkreuz (englisch: Hub) weist ein eng aufeinander abgestimmtes Netz von Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen auf, das einer Fluggesellschaft ermöglicht, mit vergleichsweise wenigen Flügen eine Vielzahl von Umsteigeverbindungen anzubieten. Ein Drehkreuz hat demnach eine Bündelungsfunktion und ermöglicht dank der Kanalisierung der Nachfrage eine höhere Anzahl an Destinationen mit weniger Flugbewegungen anzufliegen. Weil nicht zwischen allen möglichen Destinationen Direktflüge durchgeführt werden müssen, macht ein Drehkreuzbetrieb nicht nur ökonomisch, sondern insbesondere auch aus ökologischer Sicht Sinn. Die Kurz- und Mittelstreckenflüge dienen dabei – analog zu den S-Bahnen – als Zubringer für Mittel- und Langstreckenflüge (Intercity und Eurocity). Mit Hilfe der Transferpassagiere können so Verbindungen rentabel angeboten werden, für welche die lokale Nachfrage allein nicht ausreicht. Um die Flugzeuge möglichst gut auszulasten und die unterschiedlichen Interkontinentaldestinationen unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung, der Slots und zu jeweils attraktiven Zeiten anzubinden, werden solche Umsteigeverbindungen mehrmals täglich – in sogenannten Wellen – angeboten.
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Infrastruktur für die Spitzenkapazität
Ein Wellensystem zeichnet sich durch eine starke Bündelung von An- und Abflügen aus, was kurze Umsteigezeiten für Transferpassagiere erlaubt. Eine hohe Auslastung der Infrastrukturen in den Wellenspitzen und eine vergleichsweise geringe Auslastung in den Wellentälern ist die Folge davon. Die Kapazitäten der hubrelevanten Infrastrukturen wie Pisten, Flugzeugstandplätze, Terminals, inkl. Gepäcksortieranlage, Abflug-Gates und der Sicherheits- und Grenzkontrollinfrastruktur, müssen entsprechend so dimensioniert werden, dass auch in den Spitzenzeiten die angebotenen Umsteige- und Umladezeiten eingehalten werden können. Eine solche Ausrichtung der Infrastruktur auf die Spitzenzeiten ist aufwendig, jedoch lassen sich nur so auch künftig für die Wirtschaft wichtige zusätzliche Destinationen in das Hubsystem einbinden. Und auch der Auftrag des Bundesrats – nämlich, dass der Flughafen Zürich seine Rolle als eine der europäischen Drehscheiben des globalen Luftverkehrs auch in Zukunft wahrnehmen und die Nachfrage befriedigen kann – lässt sich nur mit einer auf die Spitzenzeiten ausgerichteten Infrastruktur erfüllen.
Sechs Wellen über den Tag verteilt
Der Drehkreuzbetrieb des Hub-Carriers SWISS am Flughafen Zürich weist sechs Wellen auf. In diesen Spitzenzeiten bestehen aufgrund verschiedener aviatischer, betrieblicher und politischer Vorschriften bereits heute Engpässe, die zu Verspätungen führen. Gerade eine Vorverlegung der letzten (Start-)Welle am Abend würde den «Taktfahrplan» der SWISS aus dem Gleichgewicht bringen und damit die Konnektivität der Schweiz mit der Welt gefährden. Die Tagesrandstunden sind zentral für ein attrakti-ves Langstreckenangebot und die Wirtschaftlichkeit der Flotte.
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